Das Gleichnis vom Sämann - einmal anders

Barbara Honolds Theologie-Blog


13.07.2008

Sämann - einmal anders

An diesem Sonntag hörten wir das altbekannte Gleichnis vom Sämann (15. Sonntag im Jahreskreis, Mt 13,1-23). Dabei erinnere ich mich an eine Predigt, die unser Pfarrer vor vielen Jahren einmal gehalten hat.

Früher dachte ich immer, das Evangelium wolle mich vor allem dazu anregen, zu überlegen, ob das Samenkorn bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen sei - oder nur auf felsigen. Oder ob das Evangelium bei mir von den Dornen des Alltags erstickt wird. Darüber nachzudenken lohnt sich allemal - wie steht es bei mir mit dem Hören auf Gottes Wort - und was davon TUE ich und setze es um?

Das Gleichnis sagt aber zusätzlich noch etwas anderes: Im Sämann muss man nicht allein ein Bild für Gott sehen, sondern - auch für uns! Auch wir sind es, die das Wort aussäen und sehen müssen, wie vieles gar nicht nachhaltig aufgeht.

In einer Situation, in der man sich enttäuscht fragt: „Was bringt das bisschen eigentlich, was ich tue, was nutzt es?“, da macht uns Jesu Gleichnis Mut: Selbst wenn so viel von dem wertvollen Samen verloren zu gehen scheint, so lohnt es doch, immer weiter auszusäen, denn dort, WO es auf fruchtbaren Boden fällt, bringt es reiche Frucht: „teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!“

So will ich denn hören - und erkenne, wie ich auf dem besten Weg war, den Schatz = das Wort zu vergraben. Mir fällt beispielsweise ein, wie falsche Demut auch eine Sünde werden kann: zum Beispiel als Tendenz, das Eigene zu gering zu schätzen.

Natürlich gibt es „große Geister“, die weitaus größere wohlformulierte Gedanken von sich geben können als man selbst - und ein wenig Demut schadet wohl nie. Aber sie soll nicht so weit gehen, dass man fast gar nichts mehr sagt, aus Sorge, dass es nicht gut genug sei. Denn dann kann es passieren, dass gleichzeitig auch das gute Samenkorn im Beutel bleibt, statt ausgeteilt zu werden!

Ich gebe zu: Dieses Blog hat mit der Geschichte vom Sämann viel zu tun. Zur Zeit sieht es noch so aus, als lesen es nur wenige. Aber vielleicht kann ich hieran mit Werbung und den üblichen Mitteln nach und nach etwas ändern. Wichtig ist erstmal, dass es in der Welt ist und am Leben erhalten wird - damit an einer kleinen Stelle das Wort Gottes „ausgesät“ wird. Auf dass er anregt zum spirituellen Suchen und Finden.