Offene Augen

Barbara Honolds Theologie-Blog


26.06.2008

Offene Augen


„Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter."

Mit dieser Alltagsszene beginnt Kurt Tucholsky sein Gedicht „Augen der Großstadt". Und angeregt durch den alle drei Strophen beendenden Satz „Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider" versuche ich, mich an die Augenpaare zu erinnern, die mir allein heute morgen auf dem Weg zu meiner Arbeit begegnet sind.

Es gibt Tage, da gehe ich wie blind durch die Straßen.
Vielleicht nehme ich das Gedicht zum Anlass, die Menschen, die mir begegnen, heute einmal bewusster wahrzunehmen.

Zwei fremde Augen, die mir einen kurzen Blick zuwerfen. „Was war das?" fragt Tucholsky in seinem Gedicht. „Vielleicht dein Lebensglück..."

(Text nach einer Anregung von Thomas Meurer, Offene Augen, in: Christ in der Gegenwart 57 (2005), Heft 10, 6. März 2005, Seite 80.)