Zuhören und reden im Paargespräch

Barbara Honolds Theologie-Blog


26.06.2008

Hören und reden in der Ehe

Beim END-Ehepaarabend in Karlsruhe 2007 lernte ich durch einen Vortrag von Cathrin Gappisch eine Gesprächsmethode kennen, die Michael Lukas Moeller entwickelt hat:


Normalerweise unterhalten sich Paar oft so, dass sie, statt in einen richtigen Dialog zu kommen, stattdessen zwei Monologe parallel führen: Jeder erzählt seins, oft möglichst schnell. Meistens ist das Gespräch von den Alltagsdingen geprägt - Wichtiges, was einen sonst noch beschäftigt, kommt meist weniger ins Wort. Es fehlen die Gelegenheiten dazu – und auch der Mut, es anzusprechen. Vor allem gibt es in der Regel keinen „Ort“ für solche Anliegen, es scheint irgendwie nie „zu passen“. Einen solchen Ort will die Gesprächsmethode von Moeller ermöglichen.

Zunächst sehen die Regeln, die er aufstellt sehr starr aus – wenn man es aber ausprobiert, bemerkt man, wo ihr Sinn liegt:

  • Das Ehegespräch soll einmal in der Woche stattfinden,
  • es dauert 1 ½ Stunden
  • Jede/r redet abwechselnd nach Zeit (Vorschlag: Jeder 15 Minuten, oder: Jeder 10 Minuten, erst der/die eine, dann ist der/die andere dran, dann wieder der/die erste).
  • Jeder redet nur über sich, gibt keine Ratschläge und macht keine Vorwürfe. (Statt zu sagen: „Es war unmöglich, wie Du mich gestern Mittag angemosert hast, als mir das Glas umgefallen ist“ müsste man etwas sagen in der Art: „Es hat mir viel ausgemacht, dass Du …“. Dann ist es eine Ich-Botschaft, man sagt, was etwas bewirkt hat, und es ist kein direkter Vorwurf.)
  • Keine Fragen stellen. (Notfalls erlaubt: Verständnisfragen – aber auch nur, wenn der andere in seinem Erzählfluss nicht zu sehr gestört wird.)
  • Der Sinn ist: Beide sollen in Ruhe Zeit haben, ihr zu erzählen, ohne den Druck, antworten zu müssen. Übrigens ist es auch befreiend, zuhören zu dürfen, ohne den Druck, fragen zu müssen!
  • Die Gesprächszeit beider muss genau gleich lang sein. Wenn einer schon früher „fertig“ ist, schweigt man, bis die „Redezeit“ um ist. Oft geschieht in diesem Schweigen etwas. Manchmal sagt derjenige am Ende der Zeit noch etwas, das er nicht gesagt hätte, wenn diese Zeit nicht da gewesen wäre.
  • Der Ort: Es muss ein ungestörter Ort sein: Kein Telefon, alle Handys aus, auch ein Ort, bei dem die Kinder nicht überraschend hineinstürmen. Viele mögen es, wenn man einander gegenübersitzt; andere bevorzugen es, miteinander zu laufen. (Zu den „Läufern“ gehören auch wir. Dazu unser Tipp: Es ist gut, wenn man sich vorher über den Weg einigt, den man gehen möchte, dann muss man nicht dauernd unterbrechen, um zu klären, ob links oder rechts oder wohin.)
  • Gut ist, wenn man für das Ehegespräch einen festen Termin vereinbart, auf den man sich verlassen kann; dies entlastet auch im Alltag (weil man weiß: da gibt es eine Gelegenheit, zu der ich es loswerden kann).