Karfreitag

Thomas Meurer beschreibt in "Christ in der Gegenwart", wie es ihm in seiner Ministrantenzeit mit dem Karfreitag ging:

An den meisten Karfreitagen, an die ich mich erinnern kann, war es bitterkalt. Es ging ein eisiger Wind. Doch so seltsam das auch klingen mag: Ich wäre gern noch einmal als der frierende kleine Ministrant unterwegs, der Talar und Rochett immer ein wenig hochziehen musste, damit sie hinterher nicht völlig lehmverkrustet waren. Und ich würde gern noch einmal als Kind, für das die Unermesslichkeit menschlicher Leidenswege und die himmelschreiende Not auf der Welt noch weit weg und unvorstellbar waren, diesen Kreuzweg gehen.
Thomas Meurer, Dem Leiden nachgehen, CiG 13 (2010)

Ja, so seltsam es klingen mag:
das kann ich gut nachvollziehen, das geht mir auch oft so:
Ein kurzes Zurücksehnen
zu der Zeit als Kind oder Jugendliche,
als mir Leid zum Glück
noch etwas sehr Theoretisches
und Fernes war
(und Verantwortung auch) -
und ich nicht wusste,
was ich heute weiß.

Dann denke ich gleich:
Gott sei es von Herzen gedankt,
dass mir solch eine sorgenarme
Kindheit geschenkt war.
Doch als Kind
erkannte ich natürlich nicht,
was so gut an meiner damaligen Lage war.

Schließlich
fällt mir ein:
So
sehe ich das
vielleicht
noch später dann erst recht,
dass ich gern noch einmal
der Mensch wäre,
der ich heute bin -
weil es mir damals
(=jetzt)
so gut ging
und ich noch nicht wusste,
was ich in den Jahren darauf
wissen,
erfahren
und lernen werde.
Dann fällt mir wieder auf,
was jetzt,
in der Gegenwart

wunderbar ist,
welch guten Menschen
ich kennen,
mögen,
lieben darf
und was ich schon Schönes
erleben durfte und darf. Mit einem Mal
erfüllt mich wieder
ein großes Glücksgefühl
und Dank,
diejenige "von heute" sein zu dürfen.

Immer wieder
Grund zum Danken...





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