Das Sakrament der Stille
Das Sonntagsevangelium vom 5. Sonntag im Jahreskreis (B) berichtet uns von einer Reaktion Jesu, die mir sehr sympathisch ist:
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich (Mk 1,32-35).Jesus zieht sich zurück in die Stille, nachdem er "Schwerstarbeit" geleistet hat: "Nicht körperliche Schwerstarbeit. Da würde es genügen, sich danach ordentlich auszuschlafen. Nein, das war Seelenarbeit, und die Seele ist dabei erschöpfter als der Körper. Ja, sie lässt manchmal den Körper gar nicht zur Ruhe kommen. Sie lässt einen aufstehen vor Tagesanbruch. Was die Seele dann braucht, ist Einsamkeit, Stille, Gebet. Kein Gebet, bei dem man viel sagt. Sondern eines, wo man viel hört."
Sakrament? Jesus-Luxus??
Doch warum spricht Küstenmacher im oben genannten Beispiel von einem "Sakrament"? Was soll überhaupt dieser merkwürdige Buchtitel "Jesusluxus"?
Küstenmacher hat in diesem Buch eine Seite der Botschaft Jesu im Blick, die ihm einer besonderen Betonung wert zu scheint: Jesus wird bei ihm zum Avantgardisten eines wahrhaft luxuriösen Lebens. Das Lebensgefühl sich verschenkenden Luxus soll wieder neu entdeckt werden. Jesus wird zum Überbringer der Botschaft, dass der herrliche Luxus der Fülle, des Zeithabens, der Freiheit, des Daseins für andere zu einem neuen Lebensstil werden kann.
Ich gebe zu, ich habe dieses Buch noch nicht bis zum Ende gelesen. Noch bin ich skeptisch: Bleibt bei diesem Konzept genügend Raum für die Wahrheit des Kreuzes? So schön es sein mag, Jesus als Kronzeugen eines freien, luxeriösen Lebensstils zu sehen - kann dies die ganze Wirklichkeit sein?
Ich lasse mich überraschen, was die Lektüre des Buches bringen wird (und berichte vielleicht später erneut davon). Das oben erwähnte Sakrament der Stille jedenfalls schien mir schon einmal - völlig unabhängig vom Rest des Buches - einer eigenen Erwähnung wert:
"Gotteserfahrung zum Anfassen"
"Sakrament" nennt der Autor alle sichtbaren Zeichen unseres Glaubens, "Gotteserfahrung zum Anfassen". Unscheinbare Dinge werden hier zum "Durchstieg in eine andere Dimension", denn sie verweisen auf etwas Größeres, das jenseits ihrer liegt. "Ein Sakrament ist im wissenschaftlich-medizinischen Sinn nicht lebensnotwendig. Auch ein Sakrament ist daher Luxus, sogar in einer besonders kuriosen Variante, denn es ist Luxus in extrem bescheidener Darbietungsform:" ein kleines Brot, das allein nicht ernährt; ein wenig Wasser der Taufe, das allein nicht wäscht. Und doch bereichern diese kleinen Zeichen das Leben mehr als es Luxusgegenstände könnten.
Suche
In seinem Buch geht der Autor auf die Suche nach weiteren Sakramenten, über die sieben Sakramente der Kirche hinaus: Zeichen des Glaubens im Alltag. In diesem Zusammenhang entdeckt er das Sakrament der Stille. Das ruhige Da-Sein, einmal absolut nichts "tun" zu müssen, einfach vor Gott da sein, nicht einmal mehr Kluges oder Frommes denken zu müssen, und dann auf einmal beginnen, zu hören ...