Dialog? - Nicht verzagen

Am 19.06.2011 fand in Sankt Georgen in Frankfurt/M. das alljährliche Sommerfest statt. Unter anderem war hier ein Impuls von Medard Kehl zu hören, aus dem mich ein Gedanke ganz besonders angesprochen hat. Er antwortet auf eine häufig wiederkehrende Sorge, es höre (z.B. bei der Dialoginitiative) ja doch keiner zu oder man könne ja "doch nichts ausrichten".
Vielleicht aber könnte es schon helfen, wenn nur wir einmal "laut zuhörten":

Ein Dialog ist auch dann gut und sinnvoll, wenn er nicht rein ergebnisorientiert ist. Einander zuzuhören, zumal denen, die sich auf vielfache Weise von der Kirche verletzt oder im Stich gelassen fühlen, sich Zeit zu nehmen, die verschiedenen Argumente zu hören und abzuwägen, den Wahrheitskern beim anderen heraushören zu wollen – das nimmt schon einiges an Aggressivität, an Polemik aus der kirchlichen Umgangssprache zwischen den verschiedenen Richtungen heraus.

Die Mühe des Nachdenkens nicht scheuen

Manche Zurückhaltung meinerseits könnte auch mit Denkfaulheit verwandt sein. Es ist schließlich mühsam, sich zu schwierigen (auch theologischen) Themen eine Meinung zu bilden. Der Gedanke, dass ich bei einem Thema ja nichts bewirken kann, führt vielleicht in die Irre:
Aus den verschiedensten Zusammenhängen in unserer Kultur sind wir gewohnt, dass wir ernsthaft und kontrovers miteinander diskutieren, auch wenn die Entscheidungen über diese Fragen ganz woanders fallen (z. B. Fragen der Bildung, des Schulsystems, einer ökologisch verträglichen Energieversorgung usw.).
Sich in all diesen Fragen eine gut begründete Meinung zu bilden, ohne selbst darüber letztlich entscheiden zu können, gehört zum Stil einer demokratischen Gesellschaft. Warum nicht auch in der Kirche?
Wir sind zweifellos keine Demokratie, aber wir sind ein „Kirche in der Demokratie“ und zwar in einer relativ gut funktionierenden. Und fast alle Katholiken unseres Landes bejahen diese demokratischen Gepflogenheiten und verstehen nicht, warum nicht auch einige Elemente davon in der Kirche gepflegt werden sollen!

Insofern ist der Satz „Wir können eh hier nichts entscheiden“ oft kein wirkliches Argument, sondern ein ängstliches Ausweichen vor harten Auseinandersetzungen.
Vielleicht lohnt es sich doch, auch bei jenen Themen gut zuzuhören, bei denen ich in der Versuchung bin zu meinen, hierzu sei schon alles gesagt. Wichtig ist, dass der Mensch, der mir etwas sagen will, mit seiner Aussage bei mir Gehör findet.
Weitere Texte von Pater Kehl finden sich auf seiner Homepage.












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