Ist Jesu Joch leicht?
Dass Jesu Joch leicht sei, durften wir im gestrigen Sonntagsevangelium hören (14. Sonntag im Jahreskreis: Mt 11,25-30). Über diese Bibelstelle habe ich lange Zeit nachgedacht und mich gefragt, wie ich sie verstehen könne. Denn ist es wirklich leicht, Jesu Weg zu gehen? Vieles daran ist doch schwer oder bringt Nachteile mit sich, früher sogar Verfolgung. Wie kann Jesus da sagen, dass sein Joch leicht sei? Schwierig an diesem Bild ist auch die Vorstellung, dass Gott uns überhaupt ein Joch und Lasten auferlegt - warum tut er dies? Und wie kann ich dies als leicht empfinden?
In einem Gespräch neulich bekam ich eine neue Sicht auf das Bild vom Joch eröffnet. Vielleicht geht es gar nicht primär um die Frage, warum oder ob Gott uns Lasten zu tragen aufgebe. Die Lasten gehörten zum normalen Alltag der Hörer des Evangeliumstextes damals, sie muss man ohnehin tragen. Das Joch aber war eine TrageHILFE, etwas, was das Tragen leichter machen konnte. Das Gewicht der Last stand nicht zur Disposition, diese war so schwer, wie sie eben war. Gab es aber ein gutes Joch, war sie besser fortzubewegen.
Und da ist es - angesichts der Lasten - sicher ein anderes Joch, ob man an einen strengen, rechnenden und vor allem richtenden Gott glaubt, oder ob man sich mit Jesus von Gott dem Vater getragen weiß, egal was auch passiert.
Auch wenn ich nun besser verstehe, was das Bild vom Joch bedeuten kann: Nach wie vor enthält dieser Text für mich mehr den Anstoß zu einer Bitte, einem Gebet, als dass ich schon voller Sicherheit sagen könnte: "Ja, Herr, Deine Last ist wirklich leicht". Statt dessen bleibt mir eher die Bitte: "Wenn die schwereren Lasten zu tragen sein werden (die, für die ich ein Joch brauche, um sie vom Fleck bewegen zu können), dann erfülle uns bitte mit Deinem Geist und dem Glauben an Deine Liebe, die uns umgibt, trägt und Kraft gibt. Amen."